Fahrsicherheitstraining

Let’s Dance

Heute ist Lenkrad-Akrobatik angesagt. Pünktlich auf 12 Uhr sind schon fast alle Teilnehmer der heutigen Ausfahrt auf dem grossen Parkplatz vom Restaurant Landhaus zum Lerchenhof in Reiden aufgereiht.

Mit leerem Magen fährt es sich bekanntlich schlecht, darum lassen wir uns im Restaurant zuerst mit einem Fitness-Teller oder Schnitzelchen kulinarisch verwöhnen. Apropos kulinarisch verwöhnen: Die Apfelmostcreme mit Apfelsorbet zum Dessert ist sprichwörtlich eine Sünde wert.

Es ist kurz nach 14 Uhr und die gut 20 Zetties stehen zur Abfahrt nach Derendingen ins TCS Fahrzentrum bereit. Das Wetter scheint von seiner April-Laune auch genug zu haben (oder zumindest Pause), die Optimisten unter uns haben das Dach von ihrem Zetti bereits geöffnet. Die erste Gruppe setzt sich in Bewegung, angeführt von Bert, welcher für uns eine spannende Route bis zum Zielort rekognosziert hat. Kurz anschliessend folgen die 2. und die 3. Gruppe. Doch was ist das? Knapp 400 Meter nach dem Start, wir fahren gerade über die Kuppe der Autobahnbrücke, kommen uns Zetties entgegen? Upps, die zweite Gruppe hat den Abzweiger nach rechts verpasst und war dadurch zu einem U-Turn gezwungen. Es gibt kurzzeitig ein kleines Knuddel Wuddel (die 3. Gruppe fährt natürlich wie die Lemminge der 2. Gruppe inkl. U-Turn nach, *lol*), aber nach kurzer Zeit ist alles wieder in den richtigen Bahnen und die Fahrt geht ungehindert weiter.

Kurze Zeit später haben wir wieder zur ersten Gruppe aufgeschlossen und es geht über viele Nebenstrassen und verwinkelte Hügelzüge in Richtung Bern bzw. Solothurn. Das Wetter meint es tatsächlich gut mit uns und je länger die Fahrt dauert, umso mehr Zetti-Dächer werden geöffnet (zumindest von denjenigen, die ihr Dach während der Fahrt öffnen können).
Nach einer sehr schönen Tour (Vielen Dank an Bert!), erreichen wir um 15.30 Uhr das TCS-Fahrzentrum in Derendingen. Wie befürchtet, sind die für uns vorgesehenen Parkplätze teilweise schon belegt, aber es findet trotzdem jeder ein Plätzchen, um sein Auto abzustellen. Nach einer kurzen Kontrolle der Führerausweise und einem «Service-Stopp» für die Fahrzeugbesatzungen, werden wir auch schon von unseren TCS-Instruktoren herzlich begrüsst.

Eine kurze Ansprache und es geht auch für die Doppelstarter-Gruppe (ein Auto, zwei Fahrer*innen) los auf die Strecke, die Gruppen 1 und 2 sind bereits auf Platz. Als erstes steht die «Schleuderplatte» an, da lernen wir, was es heisst, wenn das Heck des Autos unvermittelt ausbricht. Unser Instruktor Jörg hat die Möglichkeit, die Schleuderplatte mit 25, 50, 75 oder 100% Wucht auszulösen.
Als erstes geht es mit 25% los… das ist noch harmlos, ein kurzer Schlenker, der relativ einfach wieder eingefangen werden kann. Auch 50% ist noch machbar, aber bei 75%, geschweige denn 100% trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Gesagt sei nur so viel… und plötzlich dreht sich die Welt im Dreivierteltakt. Wenn man das Video (es hat hoffentlich jemand gefilmt), mit Walzermusik unterlegen würde, wir hätten mit unseren Zetties vermutlich grosse Chancen, bei Let’s Dance ins Finale zu kommen.

Aber es gibt auch Lenkrad-Artisten unter uns, ich höre immer noch die Worte von unserem Instruktor Jörg in den Ohren, als Max das Heck seinen schwarzen Boliden auch bei 100% sicher wieder einfängt und als Kommentar im Funkgerät ertönt: «Siidefiin, absoluti Spitzeklass».
Nach gut 20 Minuten ist ein Fahrerwechsel angesagt und die bisherigen Beifahrer*innen kommen ebenfalls zum Zug. Was sie bisher vom Beifahrersitz aus erleben konnten, fühlt sich auf dem Fahrersitz gleich nochmals anders an.

Die Zeit für die erste Lektion ist um, es geht weiter zum «Kreisverkehr». Dort lernen wir, wie sich das Auto in der Kurve auf unterschiedlichen Belägen wie nass und/oder Schnee verhält. Die Regelsysteme wie ABS und ESP dürfen mal richtig arbeiten, aber auch die aufgezogenen Reifen spielen eine Rolle. In der letzten Runde dürfen wir dann ausprobieren, was wir wollen, dh. alle Systeme auf OFF und der Versuch einen Drift hinzubekommen. Mit 340 PS auf der Hinterachse und ohne elektronische Helferlein ist hierzu ein ganz sensibler Gassfuss gefragt, sonst dreht man sich ganz schnell von der Bahn. Mehr sage ich nicht dazu…

Und schon sind 45 Minuten wieder wie im Flug vergangen, es steht der Slalom-Kurs an. Zuerst ein kurzer Theorieteil, wie man richtig im Fahrzeug sitzt und das Lenkrad hält, Stichwort «Viertel vor Drei». Und vor allem, es darf übergriffen werden; wir hatten das zu unserer Zeit in der Fahrschule noch anders gelernt. Von der Theorie geht es anschliessend gleich in die praktische Anwendung über. Auch dieser Slalom-Kurs hat seine Tücken, der Belag ist schliesslich nass bzw. simuliert auch Schneebelag und die alten Gewohnheiten (Lenkrad-Haltung) müssen auch noch abgewöhnt werden. Und etwas Weiteres zeigt sich… für Zürcher ist langsam ein anderes langsam als für Berner 😉

Während wir auf der Startposition zum Slalomkurs auf das «Go» warten, kreiseln auf der Schleuderplatte nebenan jeweils Zettis der anderen Gruppe in allen Farben und Grössen an uns vorbei.

Leider ist es schneller als gewünscht 18.30 Uhr und unser Training somit beendet. Wir fahren gruppenweise wieder vom Trainingsgelände und treffen uns im Restaurant vom TCS-Zentrum zur Verabschiedung und angeregten Gesprächen über das Erlebte und Gesehene.
Es war ein sehr kurzweiliger und spannender Nachmittag und ich bin sicher, dass jeder von uns heute etwas lernen und mitnehmen konnte.

A.H.