Tessin

Unterwegs auf ehemaligen Schmugglerpfaden

Im Laufe des Freitagnachmittags und –Abends „quälten“ sich einige Teilnehmer dieser Ausfahrt durch den Gotthardstau. Geduld war auf jeden Fall angesagt, standen doch einige beinahe 2 Stunden in der Blechlawine. René und ich hatten Glück, wir starteten am Samstagmorgen von der Lenzerheide aus und fuhren bei schönstem Wetter über den San Bernardino bis zum Treffpunkt am Flugplatz in Tenero.  Hier herrschte  wegen dem prachtvollen Wetter reger Betrieb – ein Flugzeug nach dem anderen startete und brachte die „Matratzenhüpfer“ in die Lüfte. Wenn man gegen den Himmel schaute, sah man immer einige Dutzend farbige Fallschirme durch die Lüfte segeln.

Nach der Begrüssung aller Teilnehmer und dem Bekanntmachen mit den zwei neuen „Kandidaten“ Monika und Erich sowie einer Kurzinformation vom Organisator Peter Kaufmann startete unsere Kolonne, bestehend aus 11 Fahrzeugen, in Richtung Magadino. Unsere heutige Route sollte uns auf Umwegen und alten Schmugglerpfaden bis nach Luino führen. Mitten in Vira zweigten wir stark nach links weg in Richtung Fosano/Indemini. Zünftige, steile Kurven hatten unsere Zettis nun in Angriff zu nehmen. Zum Glück hatten wir auf der ganzen Strecke nur wenig Gegenverkehr, bei dem das eine oder andere Mal Millimeterarbeit gefragt war. Aber gefährlich war es zum Glück nie. So konnten wohl alle die herrliche Landschaft geniessen. Bei stahlblauem Himmel und angenehmen Temperaturen cruisten wir durch die wunderschönen Kastanienwälder, deren Laub sich mit zunehmender Höhe stärker verfärbte. Rechts und links der schmalen Strasse lagen die „Igelchen“ mit ihrem feinen Inhalt, den Maronnis. Immer mal wieder sah man von der einen oder anderen Kurve aus durch den dichten Wald ein Zipfel vom Lago Maggiore, der von Mal zu Mal weiter unten war. Endlich auf der „Passhöhe“ bot sich ein gewaltiger Blick auf unendlich bewaldete Hügel und den italienischen Teil des Sees. Sogar ein Skilift hat es dort oben!  Von nun ab ging’s nur noch bergab! Nicht ganz so steil wie die Bergfahrt, jedoch noch etwas kurvenreicher schlängelte sich die Strasse den mit dichtem Wald bewachsenen Berghängen entlang. Kein  Wunder „florierte“ hier in den vergangenen Jahrhunderten der Schmuggel – wer sonst hätte sich hier mühsam in diese Wildnis gequält!?!  Heute waren es nicht Schmuggler, die man unerwartet antraf, sondern Velofahrer!! Und das wahrscheinlich freiwillig oder um sich etwas zu beweisen…
Gemütlich schlängelte sich unsere Gruppe Zettis  um die Berghänge, durch die zum Teil engen Dörfchen und die engen Kurven. Immer wieder bot sich der Blick Richtung Lago Maggiore, dann wieder sah man nur Wald und Wiese. An jedem noch so steilen Berghang „klebten“ kleine Dörfchen, die heute wohl fast nur noch zu Urlaubszwecken genutzt werden. Weiter unten in Richtung Luino durchfuhren wir dann grössere Siedlungen, beinahe schon „Vororte“ von Luino.
In Luino genossen wir um die Mittagszeit im Hotel Mira Lago ein feines Risotto. Der eine oder andere Fahrer war wohl froh, seine Arme etwas ausruhen zu können von der kurvenreichen Strecke. Die Pause war auch gut so, denn der zweite Teil der Strecke war nicht weniger kurvenreich! Diese führte uns von Luino in Richtung Lugano in die Region Alto Malcantone. Wunderschön auch hier immer wieder die Aussicht auf die in der Ferne verschneiten Alpen und den davor liegenden bewaldeten Hügel.  Schöne Dörfer mit noch schöneren Häusern und Villen, sogar eine Reha-Klinik konnten bestaunt werden. Und der wohl kleinste, steilste und kurvenreichste kleine „Pass“ war zu bewältigen. Ich kann mich an keine andere Strecke erinnern, die sich einer kriechenden Schlange gleich den Steilhang hinunterschraubt.  Und dies erst noch in einem dichten Wald! Das war ganz speziell!

Beinahe froh, wieder mal länger nur geradeaus fahren zu können, fuhren wir dann die letzte Etappe über die alte Kantonsstrasse über den Ceneri in Richtung Bellinzona. Schneller als erwartet trafen wir uns wieder am Besammlungsort am Flugplatz Tenero. Niemand war verloren gegangen,  sodass wir schnell weiter bis zum Hotel, resp. Tiefgarage nach Locarno weiterfuhren. 
Den Rest des Nachmittags resp. frühen Abends nutzte jeder individuell zu einem kleinen Schaufensterbummel oder zu einem Apéro in einem Strassencafé. Da genügend Zeit bis zum Nachtessen blieb, bildete sich die eine oder andere kleine Gruppe zu intensiven und lustigen Gesprächen.

Das Nachtessen kam dann etwas spät, doch war es recht gut und preiswert. Der feine Wein dazu war wohl mit Schuld, dass wir spät abends vor lauter Lachen beinahe keine Luft mehr bekamen. Bruno und Rosetta trugen diesmal die „Hauptschuld“ an unseren Lachsalven. 

Am Sonntagmorgen trafen wir uns wieder gemeinsam zum Frühstück. Da für heute kein bestimmtes Programm vorgegeben war, blieben wir länger als üblich am Frühstückstisch sitzen und plauderten ganz gemütlich. Einige Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, in Mendrisio im Outletcenter einzukaufen, andere fuhren auf direktem Weg wieder Nach Hause. René und ich fuhren ganz gemütlich auf der Nebenstrasse bis Biasca. Dort stellten wir den Blinker Richtung Lukmanier – wow, es war eine tolle Heimfahrt. Die schneebedeckten Berggipfel, die bunt verfärbten Wälder und der stahlblaue Himmel  – es war einfach toll. Auch der Oberalp zeigte sich von der schönsten Seite, links und rechts der Strasse leicht schneebedeckt, doch trockene Fahrbahn. Schade nur, dass wir alleine unterwegs waren!

Es war wieder ein schöner Ausflug und den Organisatoren sei gedankt für ihre Arbeit!
Bis zum nächsten Mal
F.M.