45. BMW Club Europatreffen in Leersum, Holland
Windmühlen und Dämme
Mittwoch, 5.9.
Es begann schon mit kleinen Irrungen und Wirrungen: da nicht ganz klar war, wo unser Startpunkt war, trafen wir uns mit 30-minütiger Verspätung am französischen Autobahnzoll. Unsere Anfahrt nach Holland sollte uns heute durch Frankreich, Luxemburg und Belgien führen. Diese Strecke war zwar weiter, doch sah man mehr von der Landschaft und wir konnten in Luxemburg nochmals günstig (CH-Verhältnisse) tanken. Unsere Fahrt verlief ziemlich „störungsfrei“ bis unser Navi kurz vor Arnheim begann, für uns unlogische Streckenführungen vorzuschlagen. Da ging’s los! Ich wollte der Karte nach anders fahren als mein lieber Mann, und die Susi im Navi wollte nochmals was anderes. Es herrschte „dicke Luft“ in unserem Zetti!!! Also kurzer Halt und Lagebesprechung. Zum Glück wusste Markus genau wo wir waren, nämlich am gleichen Ort wie mein Finger auf der Landkarte (!!!!!!!!), also völlig richtig (auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn)! Nach weiteren 45 Minuten Fahrt trafen wir dann endlich um knapp 19.00h in Leersum ein. Pesche und Irène, die bereits einige Tage zuvor angereist waren, hatten uns freundlicherweise zum Abendessen angemeldet. So sassen wir dann gegen 19.30h mit knurrenden Mägen vor unserem Teller mit Reis, Gulasch und Büchsengemüse (diese Nahrung sollte uns die nächsten Tage begleiten, resp. verfolgen). Wie immer bei unseren Zusammenkünften hatten wir es irre lustig und es dauerte nicht lange, bis die anderen Teilnehmer im Saal wussten, dass das die Schweizer Z-Delegation war, die da am Tisch sass und in regelmässigen Abständen lachte und gröhlte! Anlass dazu gab uns diesmal Markus mit seiner Schilderung, wie er über den französischen Zoll zu Kyrill fuhr! Alle, die nicht mit in Holland waren, sollten sich bei Gelegenheit bei Markus danach erkundigen. Aber Vorsicht, die Wangenmuskeln werden wegen zu viel Lachen arg beansprucht!!! Nach diesem langen Tag und lustigen Ausklang gingen wir nicht allzu spät schlafen.
Donnerstag, 6.9.
Relativ früh, nämlich um 07.30h trafen wir uns wieder beim Frühstück. Es sollte um 09.00h zu einer kleinen Rundfahrt gemäss Roadbook gehen. Knacknuss am heutigen Tag war das auf holländisch verfasste Roadbook. Nachdem René und ich gestern Mühe hatten, uns Strecken-technisch zu einigen, waren wir froh, heute die Führung an Irène und Pesche abgeben zu können. Irène hatte in weiser Voraussicht bereits einige holländische Verkehrsanweisungen ins Deutsch übersetzt, sodass wir problemlos durch die liebliche Landschaft fahren konnten. Immer wieder ging’s mal nach rechts, dann nach links. Doch überall sah die Landschaft gleich aus: grüne Felder, so weit das Auge reicht, darauf Schafe, Kühe und Pferde. Dazwischen immer wieder kleine Dörfer, deren rote Backsteinhäuser herausgeputzt und die Gärten wundervoll gepflegt waren. Beinahe unecht sah es manchmal aus. Upps, und auch heute passiert’s – nach einem irrtümlichen Abbieger, der falsch im Roadbook stand, fanden wir uns mitten in einer Neubausiedlung wieder. Nach einigem Zögern entschlossen wir uns, gemäss Navi zum geplanten Kaffeehalt zu fahren. Dumm nur, dass René und ich vergessen hatten, dass uns unser Navi über die Autobahnen führte. Doch das merkten wir erst, als es bereits zu spät war. Also fuhren wir eben ein Stück auf geradem Weg zum nächsten Halt, so hatten wir wenigstens etwas Zeit gespart. Und siehe da, nachdem Roger und Sonja die Führung übernommen hatten, kamen wir sogar am richtigen Ort an! Wir genossen kurz einen Kaffee und fuhren dann wieder zurück (unter Roger’s und Sonja’s Führung) zum Hotel, wo uns ein Lunch erwartete. Der entpuppte sich als Reste vom Morgenessen, doch wir hatten alle Hunger und unsere Mägen mussten vorbereitet werden für den Concours d’Elegance, der am Mittag stattfinden sollte. Vorher trafen sich die meisten Teilnehmer mit ihren Autos noch zur offiziellen Eröffnung der Veranstaltung auf einem Fussballfeld, das frisch gemäht war. Lustig, denn unsere Concours-Teilnehmer hatten vor dem Mittagslunch noch kurz ihre Autos gewaschen. Da jedoch alle Teilnehmer die Pneus voller Gras hatten, war die Ausgangslage für das Begutachten und Bewerten der Autos gleich. Etwas langatmig gestaltete sich dieser Nachmittag, nahmen es die Auto-Prüfer auch allzu genau mit der Begutachtung der Fahrzeuge. Da wurde die Carrosserie, der Motorraum, der Innenraum, die Räder und Pneus mit Argusaugen betrachtet und bewertet. Kein Wunder also, dass einige Teilnehmer stundenlang mit Schwamm und Putzlappen immer wieder an ihren geliebten Fahrzeugen rumfiedelten! Uns Frauen war das etwas zu viel des Guten, wir setzten uns ab zu einem kleinen Leersum-Bummel und zum Kaffee-Kränzchen.
Endlich hatten wir diesen Nachmittag rumgebracht und wir freuten uns auf ein gemütliches Beisammensein beim Nachtessen. Ha, und hier hatten wir’s wieder – es gab Reis oder Teigwaren mit Gulasch und Büchsengemüse!!!! Zur Abwechslung noch so etwas ähnliches wie Bolognese-Sauce. Aber man sagt ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen! Vielleicht gerade wegen der bescheidenen Verpflegung wurde unser Abend wieder sehr lustig, es gab da ja auch noch einen recht guten Rotwein zu kaufen. Und wie hiess schon wieder dein Kokosnuss-Likör, Irène? Später als gestern beendeten wir unseren Tag.
Freitag, 7.9.
Etwas früher als gestern trafen wir uns beim Frühstück. Gab es gestern noch knusprige Baguettebrötchen, waren es heute elastische, gummige dunkle Teigballen, die sich ebenso gut als weibliche Oberweitenvergrösserer in BH’s hätten verwenden lassen! Na ja, andere Länder, andere Sitten, äh, Nahrung! Geschmacklich waren sie nicht schlecht, bloss anschauen konnte man sie nicht.
Auch heute sollten wir wieder gemäss holländischem Roadbook auf Tour gehen. Freiwillige vor – wer führt? Wow, Kyrill stellte sich zur Verfügung – äh, Kyrill, wie war das in München im Englischen Garten, als du die Orientierung beim Bierholen verloren hattest??? Doch siehe da – chapeau – Kyrill führte unsere Zettikolonne sicher und souverän durch die flache, saftig grüne Feld- und Waldlandschaft, bis wir auf eine vor uns gestartete Gruppe stiessen. Denen schlossen wir uns an, fuhr diese Fahrzeugkolonne doch geführt von einem einheimischen Motorradfahrer durch die Gegend. Jetzt konnten wir getrost alle die schöne Landschaft geniessen, ohne immer wieder im Roadbook die Richtigkeit der Strecke zu überprüfen. In angenehm zügigem Tempo fuhren wir in Richtung Leerdam. Hier gab es den ersten Stopp – in der berühmten Glaserei Leerdam gab’s eine Glasblasvorstellung und einige Souvenirs zu kaufen (es war aber alles zu teuer). Unsere Gruppe verkürzte den Aufenthalt in der „Glasi“ und schaute sich in der Zwischenzeit das Städtchen Leerdam mit seinem kleinen Jachthafen und den wiederum herzig geschmückten Häuser und penibel sauber gehaltenen Gärten an. Etwas die Beine vertreten tat zwischendurch ganz gut.
Mittlerweile hatten wir etwas „hohle Bäuche“. Wir entschlossen uns, zum nächsten Stopp fahren (Verpflegungsposten/Lunch). Wir liessen uns jetzt wieder von einem holländischen Motorradfahrer führen und genossen alle die Strecke, die uns über Kanäle führte, über welchen man die Strasse steil aufstellt, wenn ein Schiff passiert. Prompt geschah dies und wir waren live dabei! Längere Zeit fuhren wir auf dem Damm des Niederrheins (oder war es die Maas) entlang, was uns die Gelegenheit gab, die riesigen Frachtschiffe zu studieren, die recht schnell unterwegs waren. Beim Verpflegungsposten angelangt, wurde der Lunch gefasst. Die „Silikoneinlagen“ vom Morgenessen waren jetzt gefüllt mit Wurst (!!!) und zum trinken gab’s Orangenjus aus der Tüte. Mahlzeit!!! Und zum Dessert ein Mars und eine Frucht.
Schnell ging’s weiter, wiederum geführt von einem Holländer. Nächster Halt waren die Windmühlen, die die Landschaft vor Überschwemmungen bewahren müssen. Die Windmühlen sorgen dafür, dass das Grundwasser, das immer wieder steigt, abgeführt wird. Eine dieser Mühlen konnten wir besichtigen. Es war sehr interessant, die eigentlich einfache aber zweckmässige Konstruktion in voller Aktion zu erleben. Mittlerweilen war es späterer Nachmittag, und wir machten uns auf die Rückfahrt. Einige von uns hatten sich für den frühen Abend noch zu einem Slalom-/Geschicklichkeitsfahren angemeldet. Zügig fuhr unser holländischer Führer durch die kleinen Dörfer entlang dem Damm des Niederrheins/Maas. In einigen Dörfern hatte man beinahe das Gefühl, den Bewohnern durchs Wohnzimmer zu fahren, so nahe am Strassenrand standen deren Häuser. Wo wir auch durchfuhren, überall waren die Gebäude sehr schön dekoriert und die Gärten super gepflegt. Es mutete wirklich manchmal an wie künstliche Modellbau-Städtchen.
Rechtzeitig zum Slalomfahren erreichten wir unsere Hotelanlage. Die Teilnehmer stürzten sich mit ihren Autos „ins Getümmel“. Ausser Konkurrenz startete Roger mit seinem Zetti und nahm dem offiziell teilnehmenden Ersten beinahe 10 Sek. ab. So was ärgerliches, er hätte lieber hier mitmachen sollen als beim langweiligen Concours d’Elegance!!! Aber was soll’s, don’t worry, be happy!
Nach diesem langen Tag freuten wir uns alle aufs Nachtessen – es sollte ein Grillfest werden. Grilliertes gab es zwar, und auch nicht so schlecht, doch ein richtiges Fest war es nicht. Die besten Stücke waren immer schon weg, bis wir am entsprechenden „Napf“ ankamen. Hunger hatte jedoch niemand mehr, bis wir schliesslich ins Bett fielen nach einem wiederum lustigen, mit viel Lachen begleiteten Abend.
Samstag, 8.9.
Heute spielten wir „Abtrünnige“. Wir waren uns einig, dass wir genug von der Gegend gesehen hatten. Da wir sehr nahe bei Amsterdam waren, wollten wir einen Ausflug dahin unternehmen. Unter der kundigen Führung von Pesche und Irène fuhren wir erst einige Kilometer mit unseren Zettis bis Utrecht. Von dort ging’s mit Tram und Schnellzug direkt nach Amsterdam. Es stimmt schon – Amsterdam ist eine Reise wert. Ich war erstaunt, wie sauber die Stadt ist. Wir liessen uns mit einem Schiff durch die Krachten gondeln und stiegen immer wieder aus, um zu Fuss die kleinen Gassen und die Einkaufsstrassen zu erkunden. Wir bestaunten eine Einkaufspassage, deren Gebäude im dem vorletzten Jahrhundert errichtet wurde und jetzt renoviert mit viel Läden erstrahlt. Unseren guten (!) Mittagslunch nahmen wir in einem Strassencafé ein, von wo wir die Leute ein wenig beobachten konnten. Das Gefährlichste in Amsterdam sind wohl die Velofahrer. Die meisten Vehikel donnern da ohne Bremsen über die Krachten – wehe dem Fussgänger, der im Weg steht!!!
Zum Glück sind wir alle heil weggekommen. Ebenfalls, nachdem wir das Amsterdamer Sexviertel „durchwandert“ haben. Sehenswert und doch etwas beklemmend sind da die vielen jungen Mädchen und Frauen, die sich im Schaufenster beinahe nackt „zur Konsumation“ anbieten. Beinahe wie das Poulet beim Metzger! Was treibt wohl diese zum Teil sehr schönen Frauen zu diesem Tun an – Geldgier, Suchtabhängigkeit?
Viel zu schnell verging die Zeit und wir mussten uns auf den Heimweg machen, da um 18.30h die Rangverkündigung der diversen Wettbewerbe war. Mit leichter Spannung blickten wir dieser entgegen. Begleitet von viel Gerede, das wir nicht immer verstanden, wurden die diversen Pokale (Blechnäpfe) vergeben. Den schönsten holte sich Walti mit dem 2. Rang bei der Concours d’Elegance. Er erhielt wohl aus Versehen den Pokal mit der Beschriftung für den 1. Rang. Wir haben uns natürlich wegen diesem „Irrtum“ nicht gerührt!!! Einen weiteren Pokal für den 3. Platz erhielt unser Club für seine Teilnehmeranzahl am Treffen..
Heute freuten wir uns sehr auf ein feines „Galadinner“, so war es wenigstens auf dem Papier gedruckt. Dieses Galadinner entpuppte sich als – Kartoffelstock oder Reis mit Gulasch und Hackfleischbällchen mit Büchsengemüse!!! Nicht schon wieder! Wenigstens war der Kartoffelstock sehr fein (selbstgemacht, nicht aus der Tüte) und an das Gulasch hatten wir uns mittlerweilen gewöhnt. Dank dem feinen Wein (aus Südafrika) war unsere Stimmung am Tisch wie immer lustig und wir waren nicht zu überhören.
Höhepunkt des Abends sollte die Enthüllung des Leerdam-Pokals werden, der eigens für die BCE-Veranstaltungen von einem berühmten holländischen Glaskünstler hergestellt wurde. Mit viel Reden auch von Seiten des Leerdamer Bürgermeisters (wir haben natürlich jedes Wort verstanden), wurde dieser Wanderpokal mit in weissen Handschuhen steckenden Händen weitergegeben bis er am Schluss in René’s Händen endete. Na bravo, dieser monströs verpackte Pokal sollte nun von uns in die Schweiz eingeführt werden – und das ohne jegliche Zollpapiere. Freiwillige daher – wer hat Mut und den Platz für diese „Atomtrommel“ (die Verpackungstrommel sah genau so aus)? Vielen Dank an Stefan und Marianne. Sie waren wegen eines Schadens an ihrem Zetti mit dem Kombi dabei und hatten entsprechend Platz. Jetzt musste nur noch ein „fauler“ Zöllner Dienst tun. Warten wir’s ab.
Später als die letzten Tage beendeten wir diesen Abend.
Sonntag, 9.9.
Die Heimfahrt führte uns heute auf direktestem Weg via Köln, Frankfurt, Karlsruhe Freiburg in Richtung Heimat. Wir starteten um 09.00h unter Führung von Pesche und Irène. In regelmässigen Abständen hielten wir, um unsere Blasen zu entlasten und uns Kaffee nachzutanken. Mit insgesamt 4 Stopps donnerten wir in schnellem Tempo über die deutsche Autobahn. Gewaltig zum Teil, wie sich die breite Asphaltspur über Hügel und durch Täler windet, auf der wir mit Durchschnittstempo 150 km/h unterwegs waren!
Viel schneller als auf dem Hinweg waren wir in heimischer Gegend und immer näher kam der Zoll. Bitte, lieber Gott, mach dass alles reibungslos geht!
Tja, wie sagt man so schön, wenn Engel reisen …… stehen lauter Arbeitsminimalisten am Zoll. Jupi, keiner wollte was wissen und was schauen. Die „Atomtrommel“ steht nun sicher bei uns im Keller (grrrrr…).
Ich hoffe, Ihr anderen seid ebenso wohlbehalten zu Hause angekommen. Es war toll mit Euch zusammen. Wir haben sicher noch das eine oder andere Mal was zu kichern über unseren Holland-Trip.
Bis zum nächsten Anlass grüsse ich alle herzlich
F.M.