Dolomitenwoche

PLEITEN, PECH UND PANNEN

Tja, dies war ja nun wohl eine Woche Action-Urlaub! Begonnen hat es bereits auf den Hinfahrt. Bei herrlichem, heissem Sommerwetter hat uns die schöne Fahrt auf der ersten Etappe bis nach Il Fuorn am Ofenpass geführt. Hier gibt‘s den bereits bekannten kleinen Lunch und etwas Kühles für die Gurgel. Doch als wir zur Weiterfahrt starten wollen, rollt auf dem Parkplatz mangels Platznot ein (verbeulter alter) BMW X5 rückwärts, übersieht Waltis Zetti und knallt in die Fahrertür! Wumms – eine Megabeule, ein verdutzter Walti und aufgebrachte Clubmitglieder! Was nun folgt ist das Abklären der Versicherung – Ausfüllen des Unfallformulars – Austauschen der Daten etc. Nach einer guten halben Stunde können wir danach weiterfahren. Walti’s Türe lässt sich zum Glück problemlos öffnen und schliessen, auch die Scheibe funktioniert, sodass seine Beule „rein kosmetisch“ ist. Immer wärmer wird’s und bereits in Müstair misst das Thermometer 32 Grad. Die Weiterfahrt durch das Vinschgau läuft wie geschmiert, sodass wir bald auf der Schnellstrasse zwischen Meran und Bozen wieder Gas geben können. Hier beträgt die Temperatur 38 Grad – grenzwertig zum offen Fahren! Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir unser Hotel und machen es uns in den Zimmern und bald auf der bereits bestens bekannten Terrasse gemütlich. Leider kündigt sich am späten Nachmittag ein sehnlichst erwartetes Gewitter an, das sich dann in der Nacht gewaltig entlädt.

Am Sonntagmorgen ist nach dem heftigen Regen die Luft extrem feucht und der Nebel hängt in den Felswänden. So geniessen wir länger als geplant das Morgenbuffet – sitzen in Gruppen beieinander und plaudern – nutzen den Wellnessbereich – oder machen uns auf eine Entdeckungsreise durch den riesigen Spa-Bereich. Letzteres führt unseren gestrigen Pechvogel durch eine ihm noch unbekannte Türe in einen Raum – aha – das ist der Skiraum für den Winter. Also wieder zurück – aber oh weh, die Türe lässt sich nicht öffnen! Auch die anderen Türen aus diesem Raum sind verschlossen – er ist in der Sackgasse! Mist – wie kommt er da nur wieder raus? Er schaut sich etwas genauer um und entdeckt am Boden Reste von Bauarbeiten an einer Wand. Bei genauerem Hinschauen entdeckt er an der weissen Wand ein weisses Telefon! Gerettet – die Lobby erkennt sofort, woher der Anruf kommt und befreit unseren Pechvogel! Uff – nochmals gutgegangen. Am Nachmittag lockert die Bewölkung auf, die Sonne guckt hervor und wir fahren eine kleine Runde „zum Angewöhnen“. Bei einem feinen Galadiner lassen wir den ersten Urlaubstag ausklingen.

Am Montagmorgen herrscht strahlendes Sommer-Berg-Wetter! Heute wollen wir eine grössere Tour über das uns noch unbekannten Würzjoch machen. Die Fahrt führt uns zuerst ins Val Gardena-hinunter Richtung Brixen und wieder hoch zum Würzjoch. Eine Bilderbuch-Gegend – fast zu schön, um wahr zu sein. Wie unecht wirkt die malerische Landschaft mit den herrlichen Wiesen, abwechselnd mit Kiefernwäldern, Lichtungen, mächtigen Felsspitzen. Zwar ist die Strasse schmal und unser Fahrtempo langsam, doch es hat nur sehr wenig Verkehr und ich geniesse als Beifahrer die herrliche Landschaft in vollen Zügen. „Autowandern“ lässt grüssen…. Auf der Passhöhe machen wir Halt und verzehren unser mitgebrachtes Picknick mit anschliessendem Café im Bergrestaurant. Die Weiterfahrt führt uns in kurviger Strecke in Richtung Corvara. Kurz bevor wir wieder auf die Hauptverkehrsachse gelangen, hupt es 2 Autos hinter uns und wir sehen im Rückspiegel Walti wild winken. Also fahren wir auf den nächstbesten Ausstellplatz, wo unsere Zettis alle Platz haben. Und was müssen wir sehen? Walti hat einen platten linken Vorderreifen! NEEEIIIIN! Aber halt, halb so schlimm, die Z3 haben ja ein Notrad – juhui. Also, Kofferraum auf – Bodenschale angehoben – Schraube am Notrad aufgee –dreeh-tttt……Verflixt nochmal – die Schraube macht keinen Wank. Die hat sich in all den (ungebrauchten) Jahren festgehockt. Tja, und da ist nun unser Vize-Präsi Bert mit seiner italienischen Muttersprache aus dem Puschlav gefragt. Er organisiert einen Pannendienst, der weiterhelfen kann. Wir anderen Zettifahrer machen uns vorab auf den Heimweg über Corvara –Pordoi-Canazei-Karrerpass-Obereggen. Etwa 2 Stunden später, also genau zum Abendessen sind auch die Beiden wieder zuhause – Walti’s Zetti steht mit seinem „Töfflipneu“ in der Tiefgarage. Beim feinen Nachtessen organisieren wir den morgigen Tag, in der Hoffnung, dass das heftig tobende Gewitter, das sich während des Essens genau über uns entlädt, wieder vorbei ist.

Am Dienstagmorgen hängen noch Restwolken am Latemar, doch in Richtung Bozen scheint der Himmel bereits heller. Gut so – denn in diese Richtung führt uns die heute vorgesehene Fahrt. Letztes Jahr konnten wir die ehemalige Rennstrecke den Mendola-Pass hinauf wegen Strassenarbeiten nicht fahren – dies holen wir heute nach. Dachten wir…… Wir starten mit offenem Verdeck Richtung Petersberg – Ora – Kalterersee. Bald müsssen wir wegen „verirrten“ Regentropfen das Dach schliessen. Und VERD…….. noch immer ist die Mendolastrasse gesperrt! Also, den gleichen Weg wie letztes Jahr über Nals in Richtung Gampenpass. Diesen können wir in rasantem Tempo einem (wahrscheinlich) leeren 30t-Lastwagenracer nachfahren. Nie und nimmer hätten wir den überholen können, da war ein Profi am Steuer. Wie der mit seinem Lastwagen mit Tempo 80 um die Kurven fegt – entgegenfahrende Töff- oder Velofahrer hätten zweiter gemacht…..Für uns war’s super! In Fondo scheint die Sonne und der Sommer ist zurück. Diese Gegend wirkt sehr südlich, die höheren Bergmassive von Madonna die Campiglio sind weit weg im Dunst und in der Ebene sieht man endlose Frucht- und Gemüseplantagen. Doch schnell verlassen wir diese Ebene wieder und fahren durch wildes Berggebiet und Tunnels zurück ins Ultental. Dieses fahren wir zügig hinunter, da wir unterwegs kein geeignetes Restaurant zum Einkehren gefunden haben. So beschliessen wir in Lana, dies nachzuholen und auch noch etwas zu „lädele“. Auf dem offiziellen Ortsparkplatz finden wir alle Platz und machen uns in Gruppen auf. Nach knapp 2 Stunden treffen wir uns wieder und wollen weiterfahren. Doch als ich auf den Parkplatz zurückkomme, sehe ich, dass die Beifahrerscheibe von Margreth’s Zetti eingeschlagen worden ist. DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN! Geschockt sieht Walti erst mich, dann den Zetti an – er ist heute Beifahrer von Margreth und Scheisse noch mal – seine Tasche mit seinem Zettischlüssel – den Ausweispapieren – der CH-Geldbörse – der Agenda etc. fehlt! Nein – nein – und nochmals nein. Walti ist der Pechvogel des Jahrzehnts! Da steht sein Zetti mit einer Megabeule und einem Töfflipneu in der Tiefgarage und heute klaut man unter anderem seinen Zettischlüssel, sodass er in den nächsten Tagen fahrtechnisch total blockiert ist. Was soll man da noch sagen? Wie geschlagene Hunde suchen wir auf dem Parkplatz nach der gestohlenen Tasche – vielleicht haben die Diebe ja nur die Geldbörse behalten und den Rest weggeworfen?!? Aber leider werden wir nicht fündig und schon wieder muss Bert mit seinem Italienisch die Polizei benachrichtigen und richtiggehend betteln, damit sie vor Ort einen Report aufnehmen. Mit dem müssen Margreth und Walti nächsten Morgen in Deutschnofen auf den Polizeiposten – in Lana schliesst der Posten um 16.00h – und es ist bereits 15.50h! Mit einem Druck im Magen macht sich die Zettigruppe auf den Heimweg – Walti, Margreth und einmal mehr Bert bleiben vor Ort. Zum Glück hat es noch geklappt, dass Margreth ihr Fahrzeug in Bozen in die BMW-Garage fahren kann. Schlussendlich sind alle leicht verspätet zum Dinner zurück. An diesem Abend wird noch lange versicherungstechnisch diskutiert und beraten, auf welchem Weg der Ersatzschlüssel aus der Schweiz nach Bozen gelangen könnte. Dank dem Einsatz des Hoteliers Erich kommen wir zur besten Lösung (die auch bestens funktioniert hat). Ich war wohl nicht die Einzige, die still gebetet hat – jetzt reicht’s bitte.

Und so ist es auch Gott sei Dank gewesen. Die nächsten 3 Tage sind ohne Zwischenfälle und Pannen abgelaufen. Abgesehen vom Wetter, das entweder morgens oder nachmittags mit Gewitter und Platzregen von sich Reden macht. Am Mittwochmorgen sind Margreth und Walti wie besprochen nach Deutschnofen gefahren. Erich hat bei seiner Garage sowohl einen alten Ersatzgummi sowie ein Ersatzfahrzeug organisiert. Und mit diesem sind Walti und Margreth auf direktem Weg zu unserem heutigen Ausflugsziel, dem Castel Pergine nahe Trento gefahren. Fee und René haben diesen heutigen Tag organisiert, da Fee’s Verwandte jahrelang dieses Schloss bewirtschaftet haben und sie in ihrer Kindheit die Ferien dort verbracht hat. Nach einer schönen Fahrt treffen wir im Castel ein, wo uns ein toller Apéro (ohne Alkohol wohlverstanden) offeriert wird. Wundschön, diese Wiese inmitten der Schlossmauern. Heute werden Teile davon als Hotel bewirtschaftet und im Hauptteil befindet sich ein bekanntes Restaurant. Nach einer interessanten Führung durch die Vergangenheit und Gegenwart des Schlosses durch den heutigen Pächter werden wir mit einem landestypischen Gericht verwöhnt. Viel zu schnell ist die Zeit in diesen prächtigen Gemäuern vorbei und wir machen uns auf die Rückfahrt. Walti und Margreth fahren auf der Schnellstrasse zurück, da ihr Mietwagen, ein Ford Fiesta bei Tempo 68 km/h bergauf keucht und streikt (da seufzt unser Zetti nur leise und fragt sich, wann’s endlich losgeht!). Und wir anderen fahren einmal mehr im heftigen Gewitterregen über den Manghen-Pass, zeitweise beinahe wie im Bachbett, weil so viel Wasser auf der engen Strasse liegt. Zum Glück sind bei diesem Wetter keine Motorradfaher unterwegs, sodass wir die schmale Strasse ganz für uns haben. Leider sind die imposanten Felswände des Manghen bei diesem Regen nicht sichtbar. Es ist anstrengend für den Fahrer und wohl alle sind froh, wieder heil in der Tiefgarage des Hotels eingetroffen zu sein – heute ganz ohne Zwischenfall – danke. Als kleiner Trost für den tobenden Regen draussen gibt’s heute wieder ein Galadiner und wir alle lassen es uns schmecken. Da der Wetterbericht für den morgigen Donnerstag nicht sehr rosig ist, beschliessen Margreth und Walti einen Tag im Hotel mit Spaziergängen und Wellness-Angeboten zu verbringen. Gegen Abend kann dann Margreth ihr Auto in Bozen abholen – mit einer neuen Scheibe – alles palletti! Die anderen kürzen ihre grosse Tour, die bis zum Lago di Misurina führen sollte, etwas ab und können die Teilstrecke über den Passo San Pellegrino, Passo di Giau, Falzarego und Fedaia mit teils geöffnetem und wieder geschlossenem Dach durchführen. Leider zeigen sich auch heute wieder einige Felsformationen nur andeutungsweise durch die Gewitterwolken, aber auch die einen oder anderen Sonnenstrahlen mogeln sich hervor, die sofort genutzt werden zum offen fahren. Und so vergeht auch dieser Tag und ein gemütlicher Abend rundet diesen Tag ab – auch heute ohne Zwischenfälle.

Am Freitagmorgen das gleiche Wetter – Nebelschwaden vom nächtlichen Gewitter mit Lücken, wo die Sonne durchscheint. Doch wir haben Glück – wir können mit offenem Verdeck starten zu unserer Fahrt durch das Val Sarentino über das Penser Joch. Heute ist auch Margreth wieder dabei, mit Walti als Beifahrer. Sie hat sich die ganze Woche gefreut auf diese Tour – kann man doch mit beinahe Tempo 100 km/h über den Pass jagen! Oben angekommen fröstelts jeden – hier liegt ein Hauch von Schnee in den Wiesen und es ist saukalt. Schnell einen Café getrunken und wieder hinunter in wärmere Gefilde. In Sterzing lacht die Sonne und wir geniessen das Lädele – bis die nächste Gewitterwolke viiiieeeel Nass über uns ausleert. Nur knapp erreichen wir noch einigermassen trocken das Parkhaus und wir machen uns zur Weiterfahrt bereit. Den Jaufenpass fahren wir bereits wieder bei trockener Witterung – die Gewitterwolke hat sich in Richtung Bozen verzogen. Und so können wir den Rest des Tages bei warmem und sonnigem Wetter weiterfahren. Im Passeiertal ist es wieder richtig warm und in Meran beginnen wir bereits wieder zu schwitzen. Wie gut, die Höhenstrasse via Hafling führt durch kühle Wälder und in der Höhe ist es richtig angenehm. So können wir beim Oberwirt in Vöran auf der schönen Terrasse unser obligates Zvieri bestellen und den letzten Nachmittag unserer Dolomitenwoche ausklingen lassen. Dasselbe natürlich auch beim feinen Abendessen im Hotel mit anschliessendem Umtrunk in der Bar. Gottlob ist auch Walti’s Ersatzschlüssel eingetroffen, sein Ersatzgummi montiert, der Mietwagen abgegeben und die Heimfahrt gesichert. Diese geschieht am Samstagmorgen bei herrlichem, warmem Sommerwetter ganz gemütlich und ohne Zwischenfälle, einem Zwischenhalt in Müstair und der Verabschiedung am Davosersee.

Diese Woche war gelebte „Freunde beim Fahren“. 

F.M.