Tessin-Weekend

Zurück in den Sommer

Der Wettergott war uns für einmal gut gesonnen und schickte uns herrliches Spätsommerwetter. Bereits am Freitag konnte die erste Gruppe bei schönstem Sonnenschein und praktisch leeren Strassen die Anfahrt über den herrlich kurvenreichen San Bernardino geniessen. Je weiter wir nach Süden fuhren, umso wärmer wurde es. Endlich wieder Sommerfeeling! Wen wundert’s, dass wir unser Gepäck ganz schnell in unseren Zimmern deponierten und den herrlichen Lido von Ascona genossen. Gemächlich flanierten wir am Seeufer entlang, dann in die engen Gässlein und natürlich in beinahe jeden Laden zum „stöbern“.

Abends gesellten sich nach und nach weitere Teilnehmer zu unserer Gruppe und wir genossen ein gemütliches Nachtessen bei angenehmen Temperaturen und herrlichster Sicht auf den Lago Maggiore. Samstag früh trafen sich die 17 Zettis auf dem Schulhausplatz in Ascona. Von hier fuhren wir im Convoi dem Seeufer entlang bis Canobbio. Immer wieder konnten wir herrliche Villen mit prachtvollen Gärten bewundern. Mit einer Sondergenehmigung durften wir unsere Fahrzeuge an der Strandpromenade aufstellen. Nun hatten wir eine gute Stunde Zeit, um uns das typisch italienische Dorf mit seinen vielen kleinen Ladenlokalen anzuschauen und schnell einen Espresso zu „schlürfen“. Weiter ging’s in einer Kolonne am Seeufer zurück in Richtung Ascona. Von hier führte uns die Strecke weiter ins Valle Maggia.

Auf anfangs breiter Strasse in sehr zügigem Tempo immer weiter in bergiges, waldreiches Gebiet. Langsam verschwanden die südländischen Palmen und machten dem Mischwald Platz, der typisch ist in unseren südlichen Alpentälern. Immer wieder fuhren wir durch schöne herausgeputzte Tessinerdörfer mit ihren Steinhäuser. Immer enger wurde das Tal und einige Haarnadelkurven lockten einige Fahrer zum „Pneupfeiffen“. In Mogno machten wir eine kurze Pause und besuchten die bekannte „Botta-Kirche“. Eingebettet in ein herziges Feriendörflein liegt dieses von Mario Botta nach einer Lawine wieder erbaute Kirchlein in malerischer Umgebung. Leider versteckte sich ausgerechnet jetzt die Sonne hinter ein paar Wolken, sodass wir das spezielle Licht im Innern der Kirche nicht erkennen konnten. Dies könnte ein Grund zum nochmaligen Besuch hier sein…. Weiter ging die Fahrt sehr kurvenreich bis ins Talende nach Fusio. Hier machten wir Halt für unser Mittagessen, das in einem typischen Tessinerbeizli serviert wurde. Danach fuhren wir ein Stück zurück bis zur Verzweigung ins Lavizzara-Tal. Immer urchiger und steiler wurde hier die Landschaft. Schon von weitem sah man einige Stellen, wo Stein abgebaut wird. Da wir wussten, dass wir einen Steinbruch besichtigen werden, fuhren und fuhren und fuhren wir. Bald einmal endete die Teerstrasse… und wir fuhren auf einem besseren WANDERWEG in Schritttempo und sehr steil den Berg hinauf. Dem einen oder anderen Fahrer tropfte wohl der Angstschweiss von der Stirn, zusätzlich schielte er sicher auf das vor ihm fahrende Fahrzeug, ob es genügend Bodenfreiheit hat oder auffährt. UiUiUiUi….Wir wussten gar nicht, dass unsere Zettis so gut klettern können.

Im Steinbruch angekommen, schielten viele zu Kontrollzwecken unter ihre Fahrzeuge. Nun erhielten wir vom Besitzer des Steinbruchs eine kurze Einführung in seine Arbeit. Eindrücklich erklärte er uns die Arbeitsweise wie hier Marmor abgebaut wird. In einer „Höhle“ konnten wir einer Maschine zuschauen, die mit einer Säge ganze Blöcke von Marmor aus dem Berg schneidet. Diese ungefähr 30-40 Tonnen schweren Stücke werden auf dem gleichen WANDERWEG von Lastwagen weggekarrt! Die haben allerdings mehr Bodenfreiheit als unsere Zettis. Nach dieser interessanten Führung mussten unsere Fahrzeuge nun den „Rückmarsch“ unter die Räder nehmen. Jede leichte Erhöhung wurde seitlich genutzt um eine gewisse Bodenfreiheit zu generieren. Schon erstaunlich, was man mit diesen Autos alles machen kann… Wieder auf üblichen Untergrund fuhren wir jetzt in schnellem Tempo zurück nach Ascona. Kurzer Stopp im Hotel und danach zum nächsten Treffpunkt.

Wir wurden in eine ganz spezielle Tessiner Gartenwirtschaft gelotst. Hier waren bereits die meisten Tische proppenvoll besetzt und wir quetschten uns an unsere reservierten Holztische. Nun erwartete uns ein siebengängiges Essen – und zwar für alle das Gleiche. Angefangen mit diversen Salamiarten am Stück, serviert auf Holzbrettern zum selbstschneiden. Kaum angefangen zu essen, kam die Kellnerin aber bereits wieder und nahm uns den feinen Salami weg. Wir sollten noch Platz haben für die restlichen 6 Gänge… Weiter ging’s mit Salat an Balsamico. Immer ein grosser Teller für 2 Personen. Ratz Fatz und auch diese Teller wurden wieder eingesammelt. Nun kamen kleinere Platten mit hauchdünn geschnittenem Rindscarpaccio und Balsamico-Brotstücken. Hier herrschte allerdings mehr Balsamico als Carpaccio. Aber was soll’s, wir hatten Hunger. Der nächste Gang wurde vom Koch persönlich verteilt. Aus einer riesigen Schüssel schöpfte er sehr grosszügig Pasta an scharfer Peperoni/Tomatensauce. Gefolgt von seinem Küchengehilfe, der direkt aus der Grosspackung Parmesan mit der Suppenkelle die Pasta mit Käse ersäufte. Erstaunlich, dass in dieser Riesenmenge die Pasta herrlich al dente war und die pikante Sauce einfach fabelhaft. Nach einer kurzen Pause wurden unsere Teller einzeln ein weiteres Mal gefüllt –diesmal mit einer feinen Polenta mit Ragiu. An unserem Tisch waren wir uns nicht einig ob es Schweine-, Hasen- oder Kalbfleisch war. Ich weiss es heute noch nicht, aber es war auf jeden Fall sehr gut. Nach einer kurzen Pause wurde uns auf einem riesigen Holzbrett diverse Käselaiber gebracht. Dazu einige kleine Holzbretter mit Küchenmesser. Auch hier sollte sich jeder Gast so viel Käse schneiden wie beliebt. Da es jedoch auch einige Ziegenkäsesorten enthielt, die nicht bei allen beliebt sind, blieb die Auswahl schlussendlich sehr übersichtlich. Zu guter Letzt wurde Blechkuchen mit Café und Grappa serviert. Nun waren auch die hungrigsten Bäuche gefüllt, und unsere Runde verschob sich an den See zu einem oder zwei, drei… Schlummerdrunk.

Am Sonntagmorgen trafen wir uns am Schiffsteg in Ascona. Gemütlich liessen wir uns vom Kursschiff auf die Insel Brissago fahren. Hier genossen wir eine interessante Führung durch die Botanik auf dieser kleinen Insel. Pflanzen von 5 Kontinenten wurden hier vor über 120 Jahren von einer ehemaligen russischen Zarentochter angepflanzt und bis heute von Botanikern beobachtet in ihrem Gedeihen. Am eindrücklichsten waren für mich die über 30 m hohen und ca. 100 Jahre alten Eukalyptos-Bäume, und die Wasserkiefern mit ihren seltsamen röhrenartigen Luftwurzeln, die bei grosser Überschwemmung für den nötigen Sauerstoffzufuhr sorgen. Nach der interessanten Führung genossen wir im Insel-Palazzo ein feines Mittagessen, bevor uns das Kursschiff zurück nach Ascona brachte. Hier verabschiedeten sich die Teilnehmer und nahmen den Rückweg individuell oder in kleinen Gruppen unter die Räder.

Für dieses tolle, abwechslungsreiche und perfekt organisierte Wochenende in der „Sonnenstube der Schweiz“, mindestens an diesem Wochenende, danke ich Rosetta ganz herzlich. Bruno sei seine hervorragende verkehrstechnische Unterstützung ebenfalls verdankt. 

F.M.